Auf dem Weg in eine postfossile Zukunft?
Der Mythos der industriellen Moderne imaginierte den technologischen Fortschritt als einen gradlinigen Prozess und ignorierte lange Zeit seine Brüche und Irrwege. Heute, angesichts des globalen Klimawandels, wird deutlich, dass Ressourcenausbeutung und (De-)Industrialisierungsprozesse sowohl Räume des Wohlstands und der Innovation als auch Zonen des technologischen Verfalls, sozialer Ungleichheit und der ökologischen Degradierung hinterlassen haben.
Doch was kommt nach dem Fortschritt? Können Wohlstand erhalten und die Wunden des fossilen Zeitalters geheilt werden? Wie kann eine inklusive Transformation in eine Gesellschaft ohne Öl und Kohle gelingen? Wie ist ein nachhaltiges Leben mit und in der natürlichen Umwelt möglich? Welche Ziele und Wertevorstellungen halten eine postfossile Gesellschaft zusammen?
Unterschiedlichste gesellschaftliche Akteure in Mitteldeutschland und vielen anderen Regionen der Welt sind gegenwärtig auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen und nach Wegen in ein neues Zeitalter — eine Zukunft ohne fossile Energien und Industrien. Es geht dabei sowohl um die Suche nach sozialen und technologischen Innovationen für die Zukunft als auch um die Anerkennung von multiplen Geschichten und Beziehungen, welche in das soziale Gewebe der heutigen noch fossilen Gesellschaften eingeschrieben sind. Der zu gestaltende Strukturwandel umfasst grundlegende politische, ökonomische, juristische, soziale und kulturelle Veränderungen, die eine kollektive Anstrengung notwendig machen.
Aus einer interdisziplinären Perspektive erörterte die HALIS-Konferenz Möglichkeiten, den gegenwärtigen Strukturwandel zu gestalten und stellte somit ein Forum für die Aushandlung postfossiler Zukünfte in der Region und darüber hinaus.
Impulsbeiträge
Von der EU-Ebene bis in die Kommune hinein - der anstehende Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier ist vielschichtig und komplex. Entscheidungen werden häufig auf unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen und in diversen Arenen sozialer Aushandlung getroffen. Um die damit einhergehenden Herausforderungen besser zu verstehen und greifbarer zu machen, präsentierten Praktiker:innen aus Brüssel, Berlin, Magdeburg, Leipzig, Hohenmölsen und Zschornewitz ihre Perspektiven und Erfahrungen im beruflichen Alltag mit und im Strukturwandel.
Vernetzung
Strukturwandel braucht interdisziplinäre Kommunikation und Austausch. Die interaktive Ausstellung bot eine Plattform für Vernetzung und Wissenstransfer. Ausgewählte Akteur:innen aus Kultur, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft stellten sich und ihre Arbeit vor und luden ein zum Kennenlernen und gemeinsamen Diskutieren.
Aussteller:innen
Romonta, Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW), Science2public, Stadtwerke Halle, Metropolregion Mitteldeutschland, DGB-Revierwende, Pödelwitz hat Zukunft e.V., ewG Anhalt-Bitterfeld und das Exchange EU Projekt der Stabsstelle
Wissenschaftliche Panels
Am zweiten Konferenztag haben Forschende in drei inter- und transdisziplinären Panels ihre aktuellen Erkenntnisse und Forschungsvorhaben zu Fragen rund um den Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier und darüber hinaus vorgestellt:
Panel 1: Rohstoffe der Zukunft (Moderation Jun.-Prof. Dr. Azar Aliyev)
Beiträge:Prof. Dr. Ralf Wehrspohn, ITEL Deutsches Lithiuminstitut an der MLU
Prof. Dr. Christian Tietje, Institut für Wirtschaftsrecht, MLU
Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Tallinn University of Technology und Herr Hannes Lutze, Juristischer Bereich der MLU
Panel 2: Postfossile Demokratien (Moderation Prof. Dr. Asta Vonderau)
Beiträge:Dr. Jasper Finkeldey, Institut für Politikwissenschaft, MLU
Herr Abduletif Kedir Idris, Forschungsgruppe “Environmental Rights in Cultural Context”, Max-Planck- Institut (MPI) für ethnologische Forschung, Halle
Herr Felix Schiedlowski, Institut für Ethnologie, MLU
Panel 3: Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf den Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier (Moderation Prof. Dr. Jonathan Everts)
Beiträge:Herr Jakob Busse von Colbe, Akademie für Raumentwicklung in der Leibnitz-Gemeinschaft (ARL)
Frau Janine Hauer, Zentrum für interdisziplinäre Regionalstudien (ZIRS) der MLU
PD Dr. habil. Katja Müller, Gastprofessorin University of Technology Sydney & PostDoc Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Mareike Pampus, Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit (HALIS)
Dr. Amy Walker, Institut für Geowissenschaften und Geographie, Fachgruppe Anthropogeographie, MLU
und die spannenden Beiträge!
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