Auftaktveranstaltung zur Ringvorlesung und Gründungsphase des Instituts

Unter dem Thema „Post-fossile Zukünfte: Zusammenhalt und Wandel“ begann die Ringvorlesung des Instituts für Strukturwandel und Nachhaltigkeit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) am 01. Juli 2021. Gleichzeitig diente dieses Event auch als feierlicher Start der dreijährigen Gründungsphase des Instituts.
Prof. Dr. Christian Tietje – Rektor der MLU

Nach einem musikalischen Einklang mit Musik von G.F. Händel, gespielt von Buseong Ha, begrüßte der Rektor der Universität, Prof. Dr. Christian Tietje, die anwesenden Gäste, sowie alle, die über den Online Stream zuschauten. Tietje betonte die einzigartigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen, die durch Strukturwandel im Mitteldeutschen Braunkohlerevier entstehenden. Es müssten „heute Dinge gedacht werden, die wir uns noch gar nicht ausdenken können“.

Auch der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Rainer Haseloff, der digital für ein Grußwort zugeschalten war, betonte die besondere Bedeutung des sachsen-anhaltinischen Braunkohlereviers, Halles und der MLU zu als „Nukleus und Impulsgeber.“

Online zugeschaltet, Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff

Haseloff dankte „der Universität ausdrücklich dafür, dass sie die entsprechende Reaktion gefunden hat […] und entsprechend auch dafür sorgt, dass dieses Querschnittsthema von einer Stelle aus mit Inputs versehen wird“.

„Wir brauchen keine Energiewende“, gab Matthias Lux, Vorsitzender des Fördervereins ProHalle, zu verstehen. Stattdessen müsse man sich ansehen, wie der Rest des Weges in den möglichen Zukünften, die man als Gesellschaft anstrebt, bestritten werden soll. Diese Zukünfte werden unter den thematischen Schwerpunkten des Instituts „Energie- und Ressourcenkulturen, Post-fossile Demokratien und NaturGesellschaften“ wissenschaftlich begleitet, berichtet Asta Vonderau, Professorin für Ethnolgie.

Institutsdirektorium (v. l. n. r.): Prof. Dr. Jonathan Everts, Prof. Dr. Asta Vonderau, Jun.-Prof. Dr. Azar Aliyev

Dabei gehe es um Schnittstellen zwischen verschiedenen Teildisziplinen, den Geistes-, Sozial-, Kultur, Rechts- und Naturwissenschaften. In diesem Zusammenhang stellen sich beispielsweise Fragen nach „möglichen neuen Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens“, so Vonderau. Die verstärkte Transdisziplinarität, besonders auch die Einbeziehung der Rechts- in die Sozialwissenschaften sei wichtig, gab Azar Aliyev zu verstehen. Als Kernkompetenz des Institutes sehe er das Vertrauen der Menschen in Wandlungsprozesse zu stärken.

Der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums und Ostbeauftragte, Marco Wanderwitz, beschrieb die Eröffnung als „willkommene Entwicklung“ am „traditionsreichen Wissenschaftsstandort Halle“.

Marco Wanderwitz – Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums und Ostbeauftragter der Bundesregierung

Um auch noch oberhalb der hochgesteckten Ziele, die auch über den regionalen Forschungshorizont hinausgehen und von „internationaler Relevanz sein können“, anzugelangen, werde man „gemeinsam regelmäßig dahinter sein“, so Wanderwitz.

Es sei eine „Herausforderung einen Wandel zu gestalten, dessen konkrete Zielsetzung noch unklar ist“, erklärte Winfried Kluth, Professor für Öffentliches Recht und ehemaliger Richter am Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt, in seinem Diskussionsbeitrag. Also müsse auch ein Umdenken im Bereich des Rechts stattfinden. Momentan würde die „fossile Lebenskultur“ implizit prägend für viele weitere Bereiche sein. Sie wäre in der Vergangenheit, und würde auch in der Gegenwart in der Gesetzesentwicklung mitgedacht werden. Um eine nachhaltige Förderung zu generieren, plädierte er für genossenschaftliche Ansätze in der Projekt-Finanzierung.

Investitionen in das Humankapital als „der wichtigste Treiber langfristigen Wirtschaftswachstums“ wurden von Konstanze Senge, Professorin für Wirtschafts- und Organisationssoziologie, hervorgehoben. Sie begrüßte die Arbeit und Gründung des Instituts, besonders da der räumlichen Nähe von Wissens- und Innovationszentren zu stattfindenden Strukturwandelprozessen eine entscheidende Rolle für die Innovationsstärke eines Standortes zukäme. Dabei sei es ganz wesentlich den Menschen in der Region zu zeigen, dass sie für die politischen Entscheidungsträger wesentlich sind.

Daniel Herrman, Direktor der Werkleitz Gesellschaft, hob die dahingehende besondere Wichtigkeit der Beteiligung der Bevölkerung bei Wandelprozessen hervor und gab Einblicke in die hiesige künstlerische Auseinandersetzung mit Transformationen und schloss seinen Redebeitrag mit einem prognostischen Text von Hugo Z. zum östlichen Harzvorland aus den 1930er Jahren ab.

„Es geht um das Thema Wandel. Nicht nur weil das im Wort Strukturwandel drinsteht, sondern weil es tatsächlich auch eine Grundherausforderung ist, Wandel in seiner DNA verstehen zu können“, schloss Everts und betonte die für ihn wichtigsten Überschneidungspunkte seiner Vorredner:innen. Es gehe um die Menschen und ihre Schicksale, um das „gleichzeitige Schielen in die Vergangenheit und in die Zukunft“ sowie darum, Kreativität zu entwickeln und zu gestalten.

Ausstellung der zentralen Kustodie: „Unser Revier. Mitteldeutschland im Wandel“

Im Anschluss wurde durch Prof. Dr. Dirk Schaal die Sonderausstellung „Unser Revier – Mitteldeutschland im Wandel“ der Zentralen Kustodie der Universität eröffnet. Hier werden bis zum 30.11.2021 Fotografien, Exponate und Geschichten mit Bezug zur mitteldeutschen Braunkohleregion präsentiert.

Falls Sie die Auftaktveranstaltung verpasst haben, können Sie diese unter dem folgenden Link jederzeit nachschauen: www.youtube.com

Einen Beitrag des Deutschlandfunks über die Gründung des Instituts finden sie unter srv.deutschlandradio.de zum nachhören.